Interview

Wie Kerkelings "Hurz"-Sketch aus Sicht eines Reporters ablief

Hape Kerkeling als polnischer Opernsänger.
Hape Kerkeling als polnischer Opernsänger.

Wie der "Hurz"-Sketch aus Sicht eines ehemaligen Reporters ablief

Bild: Radio Bremen

Boris Hellmers war damals in Stuhr live dabei, als Hape Kerkeling das Kulturpublikum narrte. Er erzählt, wie er die Veranstaltung als damaliger Weser-Kurier-Reporter erlebt hat.

"Das Lamm, der Wolf, auf der grünen Wiese, das Lamm schreit: Hurz!" Dieser Auftritt ist zum absoluten Klassiker deutscher Fernseh- und Comedygeschichte geworden. Als Lokalreporter in Stuhr-Brinkum war Boris Hellmers damals mit dabei. Hellmers ging nichts ahnend zu dem Konzert. Er arbeitet mittlerweile für Radio Bremen und spricht im Interview über den kuriosen Prank.

Als was war dieses Konzert 1991 angekündigt?

Boris Hellmers: Das war nicht als moderne Quälmusik angekündigt, sondern als gemütliches Nachmittags-Kammerkonzert, ich glaube mit Harfe. Das ist ja dann immer sehr wohlklingende Musik. Also so ziemlich das Gegenteil von dem, was dann kam.

Wie wurde denn erklärt, dass da plötzlich so viele Kameras aufgebaut waren?

Da erschien plötzlich Jürgen Koch. Das war einer der früheren Moderatoren von buten un binnen. Und der sagte: "Radio Bremen braucht ein bisschen Publikum für eine Fernsehsendung, um etwas aufzuzeichnen." Und darum würde man das vor diesem Konzert kurz eben machen. Und dann haben sie es eben kurz gemacht. Und das war dann diese Hurz-Musik.

Hape Kerkeling damals mit diesem künstlichen Bart – heute wissen wir ja, dass er selber während der Aufnahmen oft lachen musste und das immer versucht hat, zu überspielen. Wie wirkte diese Veranstaltung auf dich?

Die wirkte auf mich ernst gemeint. Ich habe das nicht gemerkt (lacht). Ich dachte: "Oh, das ist ja auch ein interessanter Angang, ein Publikum mal mit so moderner und wenig populärer Musik zu konfrontieren." Neben mir saß der Kollege der Kreiszeitung, der kicherte und lachte die ganze Zeit. Und irgendwann flüsterte der mir dann zu: "Den kennst du auch!" Da habe ich kurz überlegt und dachte: Stimmt, irgendwie kenn' ich den.

Als ich das erkannt habe, war das der lustigste Nachmittag meines Lebens. Wenn man eingeweiht ist und dann zuguckt, wie die Leute in diese Falle laufen, das war echt lustig.

Hellmers Boris
Boris Hellmers, heute Redakteur bei Radio Bremen

Welche Situation ist dir noch am stärksten im Kopf geblieben?

Das Ganze ging so 30 Minuten, also deutlich länger als der Sketch, den man im TV gesehen hat. Eine Diskussion zwischen Hape und einer Frau war zum Beispiel gefühlt noch länger und etwas intensiver. Da haben sie wohl noch ein wenig rausgeschnitten, um die Zuschauerin etwas zu schützen.

Stell dir vor, du hättest das weiter ernst genommen und noch eine journalistische Frage gestellt, dann wärst du jetzt auch in diesem Witzfilm als Witzfigur aufgetaucht. Gut, dass der Kollege da war, oder?

Ja, wirklich gut! Aber wenn man es wusste, war es umso lustiger, zuzugucken. Vielleicht hätte ich es gar nicht gemerkt. Ich wäre vielleicht bis zum Schluss davon ausgegangen, dass es ernst gemeint war.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntag aus Bremerhaven, 1. Dezember 2024, 12:23 Uhr