Blick ins Leben von fünf Familien in Bremen und Bremerhaven

Eine Familie auf dem Weg in eine Erstaufnahmeeinrichtung
Bild: dpa | Boris Roessler

Per Zufall haben wir in den verschiedenen Ecken von Bremen und Bremerhaven Menschen getroffen – und sie haben uns aus ihrem Leben erzählt. Eine Sammlung ihrer Geschichten.

Die erste Begnung ist zwischen Tütensuppen und Gemüsekisten in Obervieland. Benedicta Don Bosco und ihr Ehemann betreiben dort einen asiatischen Supermarkt. Seit 17 Jahren verkaufen sie unter anderem würzige Suppen, afrikanische Kartoffeln und Reis. Sie gehören zur Volksgruppe der Tamilen. Vor 32 Jahren kamen sie von Sri Lanka nach Bremen, um dem Bürgerkrieg zu entkommen.

Im Geschäft packen beide mit an, zuhause leben sie eher traditionell. Ihre gemeinsame Tochter Bensia ist mittlerweile selbst verheiratet und hat eine Tochter. Die Hochzeit von Bensia war, wie in tamilischen Familien üblich, organisiert. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie aber ein viel moderners Leben als ihre Eltern. Im Haushalt teilt sie sich die Arbeit mit ihrem Mann. Wenn sich Benedicta Don Bosco ihre Zukunft ausmalen könnte, wünscht sie sich noch lange gesund und glücklich mit ihrem Mann und ihrer Familie zu leben.

Hier leben die Menschen, die wir getroffen haben:

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Kai Struck genießt seinen Ruhestand in Arbergen

Die nächste Geschichte führt nach Hemelingen: In Arbergen wohnt der ehemalige Polizist Kai Struck. Zusammen mit seinem Hund Nando geht er jeden Freitag auf den Markt. Er kauft immer dasselbe: Pferdewürstchen und Eingelegtes.

Jetzt im Ruhestand bleibt mehr Zeit für Reisen. Am liebsten nach Österreich. Trotzdem genießt er seine Zeit in der Heimat. Sein Sohn Oliver wohnt direkt nebenan. Der 37-Jährige ist Single und KfZ-Mechatroniker. Im Gegensatz zu seinen Eltern, die sich die arbeiten im Haushalt teilen, macht er alles selber. Vater und Sohn wünschen sich für die Zukunft dasselbe: Gesundheit.

Sami Alkayal ist als Kind aus Syrien nach Deutschland geflohen

Der 22-Jährige Sami Alkayal studiert in Bremerhaven Soziale Arbeit. Unter Männern ist der Studiengang weniger angesagt, trotzdem ist er sich sicher, das Richtige für sich gefunden zu haben:

Ich habe schon eine Ausbildung abgeschlossen im handwerklichen Bereich. Aber das war nie was für mich. Ich wollte mit den Menschen interagieren und unterstützen.

Sami Alkayal, Bremerhaven

Sami ist der älteste von insgesamt fünf Brüdern. 2016 flüchtete seine Familie vor dem Krieg nach Deutschland – auf der Weltkugel das Land, wo er unbedingt hinwollte. Er ist zielstrebig, holt sein Fachabi nach, zieht fürs Studium nach Bremerhaven. Seine WG ist für ihn kostenlos, weil er als sogenannter Bildungsbuddi nebenbei arbeitet. Er verbringt zeit mit Schülern, die soziale Probleme haben.

Für seine Zukunft hat er viele Pläne. Vor allem ein Auto, ein Haus und eine Familie. Jetzt heißt es aber für ihn erst mal das Studium zu packen und seine neue Heimatstadt Bremerhaven noch besser kennenzulernen.

Familie Hülskamp aus Marßel ist gemeinsam Zeit wichtig

In Bremen-Nord wohnt die 45-jährige Petra Hülskamp mit ihrer Familie. Sie arbeitet nicht und organisiert alles rund um die zwei Kinder, die beide eine Lernschwäche haben. Die 19-jährige Katharina wohnt noch zu Hause, sie macht eine Ausbildung in der Lagerlogistik. Sohn Hendrik ist 16 und geht noch zur Schule. Er hat Epilepsi und leidet unter plötzlichen starken Krampfanfällen. Seine Medikamente hat Petra Hülskamp immer dabei.

Ihr Mann Zilvinas Hülskamp ist gebürtiger Litauer. Seit 20 Jahren wohnt er in Marßel. Auf seiner Gartenparzelle genießt der 45-Jährige seine Freiheiten. Grillen im Grünen ist in ihrer Vier-Zimmer-Wohnung, in der sie seit 20 Jahren wohnen, nicht möglich. Gemeinsam Zeit verbringen – das ist für Familie Hülskamp aus Marßel das Wichtigste.

Feride Uca lebt seit 20 Jahren in Blockdiek

Blockdiek ist das Zuhause von 6000 Menschen – dazu gehören Feride Uca und ihre Tochter Minel. Die 51-Jährige mit türkischen Wurzeln lebt hier seit fast 20 Jahren. Für den Haushalt ist sie alleine zuständig. Nebenbei arbeitet sie noch in einer Krankenhausküche.

Die großen Kinder von Feride und ihrem Mann Ayhan sind schon außer Haus. Mit der neunjährigen Minel und einem Wellensittich wohnen sie gemeinsam in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Die 51-Jährige betet regelmäßig und zieht sich dafür um. Vorurteile, gegen ihren Glauben und ihre Herkunft kennt sie. Wenn sie einen Tag Königin von Deutschland wäre, würde sie dagegen etwas tun.

Autorinnen

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 07. Dezember 2024, 19:30 Uhr