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ÖPNV-Ticket für Führerschein: Das bringt "Umsteigen70" in Bremerhaven

Eine über 90-jährige Frau sitzt hinter dem Lenkrad eines Autos.

Führerschein gegen ÖPNV-Ticket: Kein Tauschangebot für Bremer Senioren

Bild: dpa | Matthias Balk

Bremen lehnt es ab – aber in Bremerhaven und anderen Städten können Senioren kostenlos Bus und Bahn fahren, wenn sie ihren Führerschein abgeben. Messbare Effekte sind dabei überschaubar.

"Umsteigen70": So heißt das Projekt von Bremerhaven Bus, das die Stadt Bremerhaven bezuschusst – und für das es in Bremen derzeit keine Mehrheit gibt. Die Idee dahinter: Wer in der Seestadt lebt und über 70 Jahre alt ist, kann kostenlos Bus fahren, wenn er dafür seinen Führerschein abgibt. Doch was bringt das? Eine Bestandsaufnahme.

Wie viele Seniorinnen und Senioren in Bremerhaven haben bislang ihren Führerschein gegen das kostenlose Busticket eingetauscht?

Bremerhaven hat das Projekt "Umsteigen70" mit dem April 2023 eingeführt. Seitdem hätten 1376 Personen mit Hauptwohnsitz in Bremerhaven und einem Alter von mindestens 70 Jahren ihren Führerschein gegen ein Busticket getauscht, teilt Mark Schröder für den Magistrat mit.

Was kostet Bremerhaven das Projekt "Umsteigen70"?

Die Stadt Bremerhaven zahle dafür rund 729.800 Euro jährlich aus dem städtischen Haushalt, so Schröder.

Zur Erklärung: Über-70-jährige Bremerhavenerinnen und Bremerhavener, die ihre Fahrerlaubnis endgültig abgeben, bekommen bei "Umsteigen70" ein Jahresticket von Bremerhaven Bus, für das sie nichts bezahlen müssen – weil dafür letztlich die Stadt Bremerhaven zahlt. Das Ticket kann jährlich verlängert werden. Es berechtigt zu Fahrten im gesamten Stadtgebiet Bremerhavens und ermöglicht es seinem Besitzer zu manchen Zeiten (abends und am Wochenende) eine weitere Person und bis zu vier Kinder mitzunehmen.

Auf der Vorderseite eines gelben Busses steht "Bremerhaven Bus".
Steht einigen Senioren kostenlos zur Verfügung: ein Bus von Bremerhaven Bus. Bild: Radio Bremen | Fabian Hoffmann

Was bringt das Projekt "Umsteigen70" mit Blick auf die Verkehrssicherheit?

In der Unfallstatistik lasse sich laut Polizei kein Zusammenhang zu "Umsteigen70" feststellen, so Schröder. Dazu muss man allerdings wissen: Entgegen verbreiteter Vorurteile bauen ältere Autofahrerinnen und Autofahrer nicht mehr, sondern weniger Unfälle als junge. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Zur Erklärung teilt das Bundesamt mit: "Die geringere Unfallbeteiligung dürfte unter anderem daran liegen, dass ältere Menschen nicht mehr regelmäßig zur Arbeit fahren und somit seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen. Im hohen Alter geht auch die Nutzung individueller Verkehrsmittel wie Auto oder Fahrrad zurück."

Allerdings erschließt sich aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts auch, wieso es sinnvoll sein kann, wenn sich viele ältere Menschen nicht mehr ans Steuer setzen. So schreiben die Statistiker mit Blick auf Daten aus 2021: "Waren ältere Menschen als Pkw-Fahrerinnen oder -Fahrer in einen Unfall verwickelt, so trugen sie in mehr als zwei Drittel der Fälle (68,2 Prozent) die Hauptschuld. Bei den mindestens 75-Jährigen wurde sogar drei von vier unfallbeteiligten Autofahrerinnen und -fahrern die Hauptschuld am Unfall zugewiesen (75,9 Prozent)."

Was vielleicht noch schwerer wiegt: Die Folgen von Verkehrsunfällen sind für ältere Menschen im Durchschnitt schwerer als für junge. Dazu das Statistische Bundesamt: "So wurden 24,8 Prozent der verunglückten älteren Menschen schwer verletzt, der entsprechende Anteil bei den unter 65-Jährigen war mit 15,7 Prozent deutlich geringer." Auch sei die Wahrscheinlichkeit, einen Verkehrsunfall zu überleben, bei alten Menschen geringer als bei jungen.

Gibt es einen Effekt auf die Zahl der Autos in der Stadt?

Ob und inwiefern sich das Projekt auf die Pkw-Zulassungen auswirkt, lasse sich nicht feststellen, sagt Schröder mit Blick auf Bremerhaven – auch deshalb nicht, weil nicht auf jeden, der seinen Führerschein abgibt, auch ein Fahrzeug zugelassen sein muss.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hatten wir über eine andere Kostenhöhe für den städtischen Haushalt berichtet. Dabei handelte es sich um Informationen von der Behörde, die nicht auf dem aktuellsten Stand waren.

 

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 6. Mai 2025, 6 Uhr