Interview

Gefangen im Gedankenkarussell? Das kann gegen Grübeln helfen

Grübeln, Grübeln, Grübeln: Was tun Bremer gegen ihr Gedankenkarussell?

Bild: Imago | Zoonar

Wer aus seinen Gedanken-Spiralen nicht herauskommt, kann ganz schön darunter leiden. Eine Expertin gibt Tipps, was helfen kann.

Frau Wiesbaum, erwischen Sie sich auch manchmal beim Grübeln?

Tatsächlich erwische ich mich auch dabei. Das ist ein ganz normales menschliches Gedankenkreisen, das wir erleben. Und bei herausfordernden Situationen, bei denen mich vielleicht Leute bewerten könnten oder so, da komme ich auch schon mal in Grübelgedanken hinein.

Was passiert denn im Kopf beim Grübeln?

Im Grunde genommen ist es beim Grübeln so, dass man sich mit Thematiken auseinandersetzt, die erstmal nicht lösbar erscheinen. Man kann es sich ein bisschen vorstellen wie ein verknotetes Wollknäul, das man versucht, zu entknoten, und dabei immer neue Knoten hineinmacht. Das beschreibt dieses Nicht-Rauskommen-Können aus dem Gedankenkreis.

Was ist der Unterschied zwischen Nachdenken und Grübeln?

Nachdenken ist etwas, das wir selbst implizieren, das wir aktiv durchführen. Wo wir uns dransetzen und eine Lösung für finden. Und beim Grübeln ist es eher ein plötzliches Auftreten eines Problems. Das ist wie ein Ball, den man versucht, unter Wasser zu drücken, und der immer wieder hochploppt und nicht bearbeitbar ist.

Liegt das auch daran, dass immer mehr Menschen an Schlafstörungen leiden, oder an psychischen Erkrankungen?

Grübeln gehört symptomatisch zu Störungsbildern. Zu Depressionen zum Beispiel, und auch Angststörungs-Patienten erleben Grübelgedanken. Aber es kann natürlich auch umgekehrt sein, dass Dinge mit dem Grübeln beginnen und sich dann in psychische Erkrankungen entwickeln.

Jetzt muss das Grübeln aber ja nicht gleich krankhaft sein. Ab wann muss ich mir denn Sorgen machen?

Vor allem dann, wenn es die Menschen im Alltag einschränkt. Wenn das Grübeln sehr häufig ist und daduch zum Beispiel Energien verloren gehen. Grübeln kostet die Menschen viel Kraft, ebenso wie das Unterdrücken von Grübeln. Wenn sie dann merken, dass zum Beispiel der Antrieb am Tage immer schwerer wird oder die Stimmung ins Schwanken kommt, die Konzentration nachlässt. Und dadurch der Alltag immer schwerer bewältigbar ist.

Das ist dann eine Zusatzbelastung, die auch das Grübeln wieder fördern kann.

Silvia Wiesbaum, Psychologische Psychotherapeutin

Genauso ist es mit Schlafstörungen. Wenn ich nicht ausgeschlafen bin, dann kann ich vielleicht den Tag nicht so bewältigen. Und dann fängt es an, immer belastender zu werden. Und auch hilflos zu machen.

Welche Rolle spielt dabei das soziale Umfeld?

Naja, es ist so, dass Menschen, wenn sie mit dem Grübeln beschäftigt sind, nicht nur sich selbst belastet fühlen, sondern es kann auch dazu führen, dass man auch sein Umfeld damit belastet. Das ist nicht gewollt. Aber für das Umfeld ist es manchmal auch schwer, damit umzugehen.

Und dann ziehen sich die Menschen auch immer mehr zurück. Dass sie dann zum Beispiel in Frage stellen, ob es gut ist, überhaupt rauszugehen. Oder ist es überhaupt gut, mich jetzt mit anderen zu treffen, weil ich ja so in meinen Gedanken gefangen bin?

Dann ziehen sie sich immer weiter zurück. Und das kann dann dazu führen, dass psychische Erkrankungen noch mehr in den Vordergrund geraten.

Silvia Wiesbaum, Psychologische Psychotherapeutin

Was würden Sie denn Menschen raten, die in so einer Situation sind. Die ihren Alltag dadurch beeinflusst sehen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man gegen das Grübeln vorgehen kann. Generell ist es so, dass Aktivität, Bewegung etwas ist, das förderlich sein kann. Gerade auch, um aus Grübelprozessen herauszukommen. Es ist gut, nach draußen zu gehen, sich mit Menschen zu unterhalten, auszutauschen. Um neue Eindrücke zu sammeln.

Und wenn das nicht mehr reicht und es noch schlimmer werden sollte, dann kann man ja auch zu Ihnen und um Hilfe bitten.

Richtig, genau.

Das Interview führte Lea Reinhard. Verschriftlicht wurde es von Rebecca Küsters.

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Autorin

  • Lea Reinhard
    Lea Reinhard

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 1. März 2025, 19:30 Uhr