Fragen & Antworten

Wie Bremens Kinderambulanz kurzfristig Arztpraxen entlasten soll

Mit einem Stethoskop untersucht eine Kinderärztin ein Mädchen (Symbolbild)
Bild: dpa | Christian Charisius

Am Brill hat eine Ambulanz für akut kranke Kinder und Jugendliche eröffnet. Die Praxis soll kurzfristig Bremer Kinderärzte entlasten. Das sollten Eltern dazu wissen.

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke) spricht von einer "kurzfristigen, temporären Unterstützungsmaßnahme": Weil Bremens Kinderarztpraxen und die Kinderklinik infolge vieler Infekte zuletzt massiv überlastet gewesen sind, hat das Gesundheitsressort kurzfristig eine Kinderambulanz eingerichtet: im ehemaligen Kinderimpfzentrum, der einstigen Sparkasse Am Brill (Am Brill 1 - 3). Vom 10. Januar bis zum 17. März können sich dort Kinder und Jugendliche behandeln lassen. Das steckt hinter der Idee der Kinderambulanz:

Für wen ist die Kinderambulanz gedacht?

Für alle Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren, deren Kinderärzte sie nicht kurzfristig behandeln können, und die an Infekten erkrankt sind oder an anderen akuten Beschwerden leiden. Die Kinderambulanz ist speziell für Kinder und Jugendliche gedacht, die im Land Bremen leben. Für die persönliche Behandlung vor Ort ist ein Termin erforderlich.

Der Eingang der Bremer Kinderambulanz
Die neue Bremer Kinderambulanz ist im ehemaligen Sparkassen-Gebäude am Brill untergebracht. Bild: Senatspressestelle Bremen

Berät die Kinderambulanz Eltern auch telefonisch?

Ja. Es ist sogar gedacht, möglichst viel am Telefon abzuwickeln, sagt Gesundheitsressort-Sprecher Lukas Fuhrmann. So möchte das Fachpersonal der Kinderambulanz grundsätzlich zunächst telefonisch klären, ob ein Termin zur Behandlung überhaupt erforderlich ist, oder ob eine telefonische Beratung ausreicht. Die Kinderambulanz ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter Rufnummer 0421 526 33 0 zu erreichen.

Für welche Kinder und Jugendlichen aus dem Land Bremen ist die Kinderambulanz nicht gedacht?

Die Kinderambulanz ist nicht für Kinder oder Jugendliche gedacht, die an einer chronischen Erkrankung leiden oder onkologisch behandelt werden. "In diesen Fällen hat der behandelnde Kinderarzt den besseren Überblick über die weiteren Behandlungsschritte", heißt es dazu aus dem Gesundheitsressort. Auch chirurgische Eingriffe werden dort nicht gemacht. Eine Radiologie gibt es in der Kinderambulanz nicht.

Wer auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten einen Unfall gehabt hat, wird nicht in der Kinderambulanz behandelt. Hierfür ist neben den Krankenhäusern die BG Ambulanz zuständig. Die Bremer BG Ambulanz sitzt in der Neustädter Industriestraße 3. In Bremerhaven versorgt unter anderem die Klinik für Unfall- und Handchirurgie am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide, Postbrookstraße 103, Kinder und Jugendliche, die auf dem Weg zur Schule oder zur Kita einen Unfall gehabt haben.

Der Innenbereichder Bremer Kinderambulanz
Kinder sollen sich in der Ambulanz wohl fühlen. Bild: Senatspressestelle Bremen

Was muss man zur Behandlung in die Kinderambulanz mitbringen?

Ein Erziehungsberechtigter sollte das kranke Kind begleiten und die Krankenversicherungskarte mitbringen. Außerdem sollte man alle möglicherweise für die Behandlung relevanten ärztlichen Unterlagen mitbringen.

Bekomme ich als Elternteil, wenn ich mein Kind in die Ambulanz begleite, eine Bescheinigung für den Arbeitgeber?

Ja. Auf Wunsch stellt die Ambulanz Eltern eine Bescheinigung aus, in denen ihnen attestiert wird, dass sie zur medizinischen Versorgung des Kindes vor Ort gewesen sind. Auch kann die Ambulanz so genannte "Kindkrank-Bescheinigungen" zur Vorlage beim Arbeitgeber ausstellen. Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gibt es dort aber nicht.

Wer behandelt die Kinder in der Kinderambulanz?

In der Kinderambulanz seien durchgehend zwei Kinderärzte vor Ort, sagt Fuhrmann. Das Gesundheitsressort hat die Ambulanz gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, der AOK Bremen/Bremerhaven, den Ersatzkassen, dem Kinder- und Jugendärzteverband Bremen, dem Arbeiter-Samariter-Bund Bremen und der Johanniter-Unfall-Hilfe Bremen eingerichtet und mit Personal ausgestattet.

Der Kinder-und Jugendarzt Marco Heuerding im Studio von buten un binnen.
Fordert, dass Bremen dem Eltern-Kind-Zentrum der Geno hilft, die Kapazitäten hoch zu fahren: Kinderarzt Marco Heuerding. Bild: Radio Bremen

Zahlen des Robert Koch-Instituts zufolge haben sich nach Weihnachten viel weniger Menschen beispielsweise mit Grippeviren infiziert als Anfang Dezember, als Claudia Bernhard die Idee für die Kinderambulanz hatte. Wird die Ambulanz nun überhaupt noch gebraucht, und hätte Bremen sie nicht schneller einrichten können?

"Die Ambulanz kommt so schnell, wie sie kommen konnte", sagt dazu Gesundheitsressort-Sprecher Lukas Fuhrmann. Zwar seien die Zahlen bei den Infekten mit Grippeviren tatsächlich zurückgegangen, ebenso die Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV). Doch die Grippesaison sei noch lange nicht zu Ende, gehe offiziell bis Ostern. "Wenn wir in den kommenden Wochen merken, dass kaum Patientinnen und Patienten kommen, dann können wir die Kapazitäten in der Ambulanz außerdem herunterfahren", so Fuhrmann.

Auch Marco Heuerding, Sprecher des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ e.V) in Bremen, glaubt, dass die Ambulanz durchaus noch gebraucht wird. Zwar hätten die Feiertage eine spürbare Entlastung der Kinderarztpraxen mit sich gebracht. "Allerdings ist zu erwarten, dass ein bis zwei Wochen nach Ende der Ferien wieder mehr infektkranke Kinder in die Praxen kommen", sagt Heuerding. Die Kinderärztinnen und -ärzte seien für die kurzfristige Krisenintervention durch das Gesundheitsressort dankbar.

Dennoch müsse sich im Laufe des Januars erst noch zeigen, "inwieweit eine Terminpraxis mit zwei bis drei Kollegen und einer Telefonkraft in der Beratung eine substantielle Entlastung der ambulanten Pädiatrie bringen wird", so Heuerding. Er verweist darauf, dass während der Infektwelle im November und Dezember zeitweise bis zu 150 Kinder während eines Vormittags in einige Arztpraxen gekommen seien.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. Januar 2023, 6 Uhr