Hintergrund

Bremen und die Migration: Wichtige Zahlen zur Zuwanderung

Syrische Flüchtlinge gehen in Hannover mit Gepäck zu einem Bus. (Archivbild)
Viele Flüchtlinge, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind, stammen aus Syrien. Bild: dpa | Holger Hollemann

Zu streng oder zu locker? Deutschlands Asylpolitik steht im Brennpunkt. Für das Land Bremen spielt Migration eine besonders große Rolle. Hintergründe, Zahlen und Fakten dazu.

Das Thema Migration beschäftigt die deutsche Politik so intensiv wie lange nicht mehr. Es hat die Wahlkämpfe in Sachsen, Thüringen und Brandenburg beherrscht. Fordern die einen eine schärfere Asylpolitik, so warnen andere davor, Flüchtlinge und andere Zuwanderer zu Sündenböcken für die Krisen unserer Zeit zu machen. Auch der Flüchtlingsrat Bremen hatte deshalb Ende September unter dem Motto "Aufnahme statt Abschiebung" zu einer Demonstration aufgerufen, die sich gegen die aktuelle Asylpolitik richtete. 400 Menschen haben sich daran beteiligt.

Unstrittig ist, dass das Land Bremen ein Anziehungspunkt für Menschen aus vielen Ländern ist. Für Gastarbeiter ebenso wie für Facharbeiterinnen, Studentinnen und Studenten als auch für Menschen, die aus aus ihrer Heimat flüchten mussten und nun Asyl suchen. buten un binen hat Daten und Fakten zu Ausländerinnen und Ausländern im Land Bremen zusammengestellt.

1 Ausländeranteil: Bremen knapp hinter Berlin

In allen drei deutschen Stadtstaaten leben prozentual gesehen mehr Ausländer als in den Flächenländern. Im Jahr 2023 waren es im Land Bremen rund 159.000. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung Bremens (etwa 692.000 Einwohner) von 23 Prozent.

Ausländeranteil nach Bundesländern 2023 in Prozent

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Zum Vergleich: Im Stadtstaat Hamburg liegt die Quote bei 20 Prozent, in Berlin bei 23,3 Prozent. Im benachbarten Niedersachsen leben hingegen nur 12,3 Prozent der Menschen ohne deutschen Pass. Dies ist, nach Schleswig-Holstein, die niedrigste Quote unter den westdeutschen Bundesländern. In allen ostdeutschen Bundesländern liegt die Quote unter neun Prozent.

Entwicklung des Ausländeranteils im Land Bremen seit 2011

Der Ausländeranteil im Land Bremen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – von knapp 12 Prozent im Jahr 2011 auf rund 23 Prozent im Dezember 2023.

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2 Ausländische Arbeitskräfte: Die Quote steigt in Bremen konstant

348.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Bremen meldete die Bundesagentur für Ende Dezember 2023. Bei rund 50.100 von ihnen handelte es sich um Arbeitskräfte ohne deutschen Pass. Das entspricht einem Anteil von 14,4 Prozent. Die Quote der ausländischen Arbeitskräfte in Bremen steigt seit Jahren kontinuierlich an. So lag sie 2018 noch bei 10,7 Prozent.

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Der Anteil ausländischer Menschen an den Arbeitslosen ist im Vergleich zum Anteil an der Bevölkerung hoch. In Bremen sind nach Angaben der Agentur für Arbeit (Stand August 2024) 45 Prozent der Arbeitslosen nicht deutsch.

Asylbewerber im Land Bremen seit 2012

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Zur Zahl der Asylbewerber im Land Bremen muss man wissen, dass sie nicht unmittelbar widerspiegelt, wie sich die Zahl der Flüchtlinge und Migrantinnen in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Der wichtigste Grund: Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach dem Angriff Russlands auf ihr Land seit dem Frühjahr 2022 aus ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet sind, haben einen besonderen Status. Ihnen wurde – nach Paragraf 24 des Aufenthaltsgesetzes – in Deutschland auch ohne Asylantrag Schutz und ein Aufenthaltsrecht gewährt. Allein 2022 erreichten nach Angaben des Ressorts für Soziales und Integration 13.148 Flüchtlinge aus der Ukraine Bremen.

Ausgaben für Asylbewerber

Wie das Statistische Landesamt Bremen mitteilt, hat das Land Bremen im Jahr 2023 knapp 63 Millionen Euro für Asylbewerberleistungen ausgegeben. Das waren fast 10 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, aber deutlich mehr als in den Jahren 2017-2021 (jeweils 35 bis 45 Millionen Euro pro Jahr).

3 Ausreisepflichtige Personen im Land Bremen oft "Geduldete"

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Dem Bremer Innenressort zufolge liegt die Zahl ausreisepflichtiger Personen im Land Bremen (Stand: August 2024) bei gut 3.900 Menschen. Darunter fallen beispielsweise Personen, die mit einem gültigen Aufenthaltspapier nach Bremen gekommen sind, wie einem Touristenvisum, einer EU-Blue-Card für Hochschulabsolventen oder einem Schutzstatus. Allerdings sind sie nach Ablauf dieser Genehmigung nicht wieder ausgereist. Ein Großteil von ihnen wird in Bremen derzeit geduldet. Das bedeutet, ihre Abschiebung wird vorübergehend ausgesetzt.

Zum Hintergrund: Eine Duldung wird beispielsweise erteilt, wenn die Ausländerbehörde die Abschiebung "aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen" für maximal drei Monate aussetzt, die ausländische Person eine Berufsausbildung absolviert, ein Kind mit Aufenthaltserlaubnis hat oder mit einer anderen geduldeten Person eng verwandt ist. Ein weiterer Grund kann eine schwere Krankheit sein. Letzteres steckt in Bremen in etwa zehn Prozent der Fälle hinter den Duldungen.

Die häufigsten Gründe für eine Duldung sind allerdings ungeklärte Identitäten und fehlende Reisedokumente, die verlorengegangen oder eventuell auch bewusst von der ausreisepflichtigen Person vernichtet worden sind.

Die Bremer Linke will Veränderungen in der Migrationspolitik erreichen

Bild: Radio Bremen

Autorinnen und Autoren

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Oktober 2023, 19:30 Uhr