Wie diese Ukrainerinnen in Bremen Weihnachten feiern

Vier Frauen stehen vor einem Weihnachtsbaum und lächeln in die Kamera

Weihnachten in Bremen: So feiern diese Ukrainerinnen

Bild: Leslie Melina Schmidt

Für viele Geflüchtete ist es das dritte Weihnachten weit weg von zu Hause. Viele von ihnen feiern deshalb gemeinsam, mit Heimweh, ukrainischen Spezialitäten – und Stollen.

In ihrer Heimat war Yuliia Tsomyk Psychologin – bis ihr Diplom in Deutschland anerkannt ist, arbeitet sie unter anderem als Yoga-Lehrerin. Neben ihrem Job engagiert sie sich im Deutsch-Ukrainischen Kulturverein in Bremen. Und hier will die ukrainische Community auch in diesem Jahr wieder gemeinsam Weihnachten feiern.

Am 22. Dezember veranstaltet der Verein eine große Weihnachtsfeier im Bürgerzentrum Neue Vahr. Es gibt Workshops, traditionelle ukrainische Gerichte und es wird gemeinsam gesungen. Dieses Zusammenkommen ist für die Ukrainerinnen und Ukrainer wichtig, sagt Yuliia Tsomyk.

Alle Ukrainer warten auf diese Zeit, um zu singen und zusammen zu sein. Und wir kochen auch unsere traditionellen Gerichte.

Yuliia Tsomyk, Unity Center UA - Deutsch-Ukrainischer Kulturverein e.V.

Seit einem Jahr feiert die Ukraine Weihnachten im Dezember

Weihnachten hat in der Ukraine einen ähnlichen Stellenwert wie bei uns in Deutschland. Traditionell wurde es in der Ukraine allerdings am 7. Januar gefeiert, nach dem julianischen Kalender, der auch in Russland gilt. Doch im letzten Jahr haben die ukrainische Regierung und die orthodoxe Kirche der Ukraine das Weihnachtsfest offiziell auf den 25. Dezember gelegt – um sich von der russischen Kirche und der Kultur abzukoppeln. Deshalb wird auch von den Ukrainerinnen und Ukrainern in Bremen dann gefeiert.

Und genau das gemeinsame Feiern gibt vielen Menschen aus der Ukraine ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Familie, betont Yuliia Tsomyk. Vor allem den Menschen aus der ukrainischen Community, die nicht so viele Kontakte haben.

Manche Menschen leben nur in Wohnungen mit ein oder zwei Personen und haben nicht so viele Kontakte. Wenn sie dann zu unserer Feier kommen, können sie andere sehen, sich unterhalten, singen und sich umarmen. Ja, das gibt wirklich ein Gefühl von Zuhause.

Yuliia Tsomyk, Unity Center UA - Deutsch-Ukrainischer Kulturverein e.V.

Ukrainische Weihnachtstraditionen beibehalten

Oksana Bondar ist mit ihrem Mann und ihrem Sohn nach Deutschland gekommen. Ihr Bruder ist noch in der Ukraine. An Weihnachten versucht sie, ihre Heimat ein bisschen nach Bremen zu holen.

Zum Beispiel bereitet sie in Bremen Kutja zu, eine Art Porridge mit Rosinen, Honig und Trauben. Anstatt eines Weihnachtsbaumes gibt es in der Ukraine ein "Didukh" – eine Weihnachtsdeko aus Stroh. Aber Oksana Bondar konnte auch einige deutsche Traditionen für sich entdecken.

Ich backe jedes Jahr einen Monat vor Weihnachten Stollen. Den Weihnachtsmarkt mögen wir auch sehr. Und wir versuchen jetzt traditionelle Weihnachtsgerichte zuzubereiten.

Oksana Bondar

Angela Tarnavska ist alleine nach Bremen gekommen und lebt jetzt bei einer ehemaligen Studienfreundin. Ihr Bruder lebt in der Nähe von Kiew und natürlich mache sie sich Sorgen: "Wie alle recherchieren wir jede Nacht und Morgen Informationen aus der Ukraine und das ist traurig."

Was ihr aber Halt gibt, sind die anderen Menschen aus der Ukraine. Für sie sind sie inzwischen ihre Familie geworden. Und sie freut sich, mit ihnen am 22. Dezember gemeinsam zu feiern.

Meine Familie sind jetzt meine ukrainischen Freunde. Ich bereite jetzt für 200 Leute Kutja zu.

Angela Tarnavska

Familie seit zwei Jahren nicht persönlich gesehen

Mit ihrer Schwester ist Olena Vovk nach Bremen gekommen. Den Rest ihrer Familie haben die beiden Schwestern seit zwei Jahren nicht persönlich gesehen. Denn ihre Eltern sind noch mit ihrer Großmutter in ihrer Heimatstadt Skardowsk im Süden der Ukraine.

Meine Oma ist schon 80 Jahre alt und will Skardowsk nicht verlassen. Und meine Eltern können meine Oma nicht in dieser Stadt alleine lassen. Die Situation ist sehr schwer.

Olena Vovk

Sie vermisst ihre Heimat und ihre Familie. In Bremen feiert sie Weihnachten mit anderen Menschen aus ihrer Heimatstadt, das hilft ihr gegen das Heimweh.

Ich habe ein Gefühl von Familie mit diesen Leuten. Und ich erschaffe in meinem Kopf eine Illusion, als würde ich Weihnachten mit meiner Familie feiern.

Olena Vovk

Auch dieses Jahr haben die Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland den Krieg in ihrer Heimat im Hinterkopf. Aber mit der ukrainischen Community in Bremen kann sich Weihnachten für sie auch hier in Bremen ein bisschen anfühlen wie Zuhause.

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    Leslie Melina Schmidt Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagnachmittag, 21. Dezember 2024, 14:50 Uhr