Interview

So arbeitet die Bremerin Sarah Ryglewski mit dem künftigen Kanzler

Sarah Ryglewski
Bild: Sarah Ryglewski | Fionn Grosse

Olaf Scholz soll heute als Bundeskanzler vereidigt werden. Mit ihm zieht auch die SPD-Politikerin Sarah Ryglewski ins Kanzleramt ein. Was verbindet die beiden?

Jetzt ist raus: Sie wechseln ins Kanzleramt. Was hätten Sie gesagt, wenn Ihnen jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass Olaf Scholz Bundeskanzler und Sie Staatsministerin im Kanzleramt werden würden?

Ich hätte gesagt, dass er auf jeden Fall ein guter Kanzler wäre und ich gern weiter mit ihm zusammenarbeiten würde. 

Das klingt ein bisschen abgeklärt. Lassen Sie uns auch ein bisschen an Ihrem Gefühlsleben teilhaben?

Ich freue mich natürlich. Die Nominierung zur Staatsministerin – ernannt werde ich ja erst nach der Kanzlerwahl – ist eine große Ehre. Und auch ein Vertrauensbeweis nach unserer Arbeit in den letzten zwei Jahren.

Von wo aus werden Sie die Vereidigung des Kanzlers verfolgen?

Ich werde im Bundestag dabei sein, den Bundeskanzler wählen und selbstverständlich auch bei der Eidesleistung im Plenum sein. Aber davor, um 8.15 Uhr, nehme ich erst einmal meine Entlassungsurkunde als Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium entgegen. Am Nachmittag werden dann die Staatssekretäre und Staatsminister ernannt.

Was ändert sich für Sie und für Ihre Arbeit jetzt am meisten?

In der Vergangenheit war der Schwerpunkt klar: Finanzpolitik. Jetzt erwartet mich eher eine koordinierende Funktion, die Koordinierung zwischen Bund und Ländern. Ich werde außerdem mit den verschiedenen Fraktionen im Bundestag im Gespräch sein. Ich werde also viel stärker themenübergreifend arbeiten.

Sie werden weiter eng mit Olaf Scholz arbeiten. Was zeichnet Ihre Zusammenarbeit aus?

Wir haben in den letzten zwei Jahren auf jeden Fall sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet. Ich hatte meine Gestaltungsspielräume, konnte auch eigene Themen und Akzente setzen. Das fand ich sehr positiv. Wie sich das in unseren neuen Rollen auswirken wird, das muss man natürlich erst noch sehen. Ich muss auch noch genauer in den nächsten Tagen sehen, was jetzt alles für Aufgaben auf uns zukommen und wie wir die Arbeit am besten ausgestalten.

Wofür steht Olaf Scholz aus Ihrer Sicht?

Ich schätze sehr an ihm, dass er ein bodenständiger Mensch ist. Ihn treibt an, dass er das Leben der Menschen besser machen will und das Land zum positiven verändern will. Das betrifft den Klimaschutz, aber auch die sozialen Fragen dieser Gesellschaft.
Dabei hat er besonders die Menschen im Blick, die sich bemühen, alles richtig zu machen. Die zum Beispiel alles dafür tun, dass es ihren Kindern gut geht, die sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern oder sich ehrenamtlich engagieren. Die jeden Tag arbeiten oder – wenn sie keine Arbeit haben – sich um Arbeit bemühen. Diese Leute merken gerade: Es wird immer schwerer, das, was man sich aufgebaut hat, zu halten oder überhaupt über die Runden zu kommen. Dafür zu sorgen, dass deren Leben besser und auch leichter wird, dass ist die Vorstellung von Respekt, für den die SPD mit Olaf Scholz Wahlkampf gemacht hat.

Wie werden das die Bremerinnen und Bremer zu spüren bekommen?

Man muss sich nur die Fragen ansehen, die wir mit dem Koalitionsvertrag beschlossen haben. Wir wollen zum Beispiel 400.000 neue Wohnungen bauen, davon 100.000 geförderte. Das ist natürlich ein Thema, das auch Bremen sehr stark umtreibt. Außerdem haben wir mit der Kindergrundsicherung und der Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro sozialpolitische Themen mit dem Koalitionsvertrag beschlossen, von denen viele Menschen in Bremen unmittelbar profitieren werden, weil bei uns im Land Bremen ja nun einmal viele Leute leben, denen es finanziell nicht so gut geht.

Auf Ihrer Website beschreiben Sie sich als Politikerin, die die Kommunen von Altschulden befreien möchte. Danach sehnen sich viele Gemeinden im Bremer Umland. Können Sie dieses Ziel mit Olaf Scholz als Bundeskanzler nun besser verfolgen als zuvor oder schlechter, da Sie doch beide aus dem Finanzministerium ausscheiden?

Die Chancen dafür sind eindeutig größer geworden. Das ist ein Thema, das Olaf Scholz schon als Finanzminister umsetzen wollte und zu dem er auch einen Vorschlag gemacht hat, der aber leider an der Union gescheitert ist. Unter den neuen Koalitionspartnern dagegen besteht ein Einverständnis darin, dass man bei der Altschulden-Frage zu einer Lösung kommen muss. 

Bei dem Thema werde ich natürlich am Ball bleiben. Nicht nur, weil auch Bremen davon profitieren würde. Ich halte es für absolut wichtig, dass die Kommunen gut aufgestellt sind und dass vor Ort eigene Entscheidungen getroffen werden können. Denn das bedeutet am Ende auch, dass die Bürgerinnen und Bürger mehr mitentscheiden können. Wenn man auf kommunaler Ebene dagegen nur denjenigen wählen kann, der den Mangel verwaltet, weil eh kein Geld da ist– dann ist das nicht demokratisch.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 7. Dezember 2021, 16 Uhr