Interview

Neuer Tourismuschef hat viel vor: "Urbanität zeichnet Bremerhaven aus"

Ein Mann mit Bart lächelt in die Kamera, dahinter der historische Hafen von Bremerhaven

Neuer Tourismuschef hat viel vor: "Urbanität zeichnet Bremerhaven aus"

Bild: André Lomsky/Imago | Westend61/Eva Gruendemann

Bremerhavens oberster Touristiker ist neu im Amt. Im Interview spricht André Lomsky über den Weg aus den Bergen ans Meer, Vorzüge und Baustellen sowie Ideen zur Stadtentwicklung.

Den neuen Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Erlebnis Bremerhaven, André Lomsky, hat es aus dem Alpinen über 800 Kilometer an die Küste verschlagen. Vor seinem Amtsantritt in der Seestadt zum März hatte er Stationen in Karlsruhe und Rottweil, zuletzt war er Tourismusdirektor im Kufsteiner Land in Tirol. Nun übernimmt der Berliner die Position von seinem Vorgänger Ralf Meyer, der Leiter des Wirtschaftsreferats hatte den Job zusätzlich übernommen. Welches Potenzial er in Bremerhaven sieht, verrät Lomsky im Interview.

Vorher die Berge, nun das Meer – warum der Wechsel?

Mein Herz schlägt auch für das Meer, nicht nur für die Berge. Die Möglichkeit hat sich ergeben, nach Bremerhaven zu kommen. Gerade weil hier Tourismus, Stadtmarketing und Veranstaltung gebündelt sind, so war das in Kufstein nicht. Für beides brenne ich und bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, an der Nordsee unterwegs zu sein.

Ein Mann mit Bart lächelt in die Kamera.
André Lomsky ist seit Anfang März neuer Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven. Bild: André Lomsky

Wie kam es zu dem Wechsel an die Nordsee?

Ich habe die Ausschreibung gesehen und für mich war klar, wenn ich mich aus den Bergen wegbewege, dann muss es ans Meer gehen. Das hat viel mit dem Leben zu tun, das ich mit meiner Familie als Kind führen durfte, wo wir oft an der Nordsee Urlaub gemacht haben. Sodass das auch ein Ankerpunkt meines Lebens geworden ist. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich nicht irgendwo zwischendrin gelandet bin, sondern von den Bergen ans Meer komme.

Wie waren denn die ersten Eindrücke von der Seestadt?

Bremerhaven ist eine Stadt im Wandel, das schätze ich sehr. Es zeichnet Hafenstädte sowieso aus, dass sie immer in Bewegung bleiben und dadurch auch immer im Werden sind. Hochgradig spannend sind – als Gast oder Bremerhavener auf Zeit – natürlich die Havenwelten. Da sieht man, was aus alter Hafenstruktur Neues erwachsen kann. Als Berliner liebe ich auch die Gegensätze, die Städte mitbringen. Das ist die Vielfalt, die hervorragend ist. Ich war in Lehe unterwegs und glaube, dass es diese Urbanität ist, die Bremerhaven als die größte Stadt an der Nordsee besonders auszeichnet.

Wo ist Potenzial, das man noch nutzen könnte?

Ich kann noch nicht sagen, was an der ein oder anderen Stelle die Weiterentwicklung betrifft. Aber es ist Leben da, durch die Menschen. Ich habe von einem Kunstprojekt in Lehe gelesen, wo man die Weiterentwicklung der Stadt aus der Nachbarschaft heraus macht. Das fand ich hochgradig spannend. Ich glaube, das sind die richtigen Ansätze, mit den Menschen vor Ort im Gespräch in die Entwicklung zu gehen. Das ist in Bremerhaven von vielfacher Seite auch schon angegangen worden.

Die Innenstadt ist eine Baustelle, welche Möglichkeiten gibt es da?

Sie befindet sich im Wandel gar keine Frage. Das ist kein Sonderfall, das ist in vielen Städten dieser Größenordnung der Fall. Positiv ist, dass die Stadt sich engagiert und Flächen erwirbt, um diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Darin liegt ein enormes Potenzial. Ob es die Stadtentwicklung selbst ist, die Wirtschaftsförderung, das Referat für Wirtschaft – entscheidend ist, dass alle zuständigen Stellen mit den Menschen in der Stadt im Dialog sind.

Da geht Bremerhaven einen guten Weg. Das bietet die Möglichkeit, dass wir eine Stadt entwickeln, die einen Funktionsmix in der Innenstadt mit sich bringt: neben dem Handel die Gastronomie. Aber auch neue Möglichkeiten, wie man das Arbeiten in der Gegenwart und in der Zukunft aufstellt. Indem man zum Beispiel Co-Workingspaces schafft. Da gibt es Erfahrungen aus anderen Städten. Ich möchte mir ein Bild machen, um dann mit denjenigen, die heute schon am Werk sind, gemeinsam die Ärmel hochzukrempeln.

Es warten dicke Brocken, die Sail 2025, das Stadtjubiläum 2027 – wo fangen Sie an?

Die Sail ist bei Ralf Meyer in guten Händen. Er wird das Thema auch weiterhin federführend koordinieren. Meine Sail wird dann die 2030 sein, wenn mein Vertrag verlängert wird. Ich bin jetzt für fünf Jahre angestellt und freue mich auf die Aufgaben. Eine der großen Herausforderungen ist sicherlich der 200. Geburtstag Bremerhavens. Damit werden wir in diesem Jahr anfangen und alle Vorbereitungen in die Wege leiten. Sodass wir – und vor allen Dingen die Menschen in der Stadt und die Gäste – 2027 ein Jubiläum feiern können, das zu 200 Jahre Bremerhaven passt.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 2. März 2023, 7:40 Uhr