Interview

Zwitschern Vögel in Bremen und Bremerhaven früher als sonst?

Eine Kohlmeise zwitschert auf einem moosbewachsenen Ast.

Zwitschern Vögel in Bremen und Bremerhaven früher als sonst?

Bild: dpa | Zoonar/Weronika Tyczynska

So früh schon Vogelzwitschern? Es scheint, als wären Blaumeise und Co. dieses Jahr früh dran. Florian Scheiba vom NABU weiß, wann welcher Vogel singt.

Der Frühling kommt. Nicht nur das Wetter, sondern auch das Zwitschern der Vögel deutet darauf hin. Aber ist das im Februar und März nicht etwas früh? Florian Scheiba ist Leiter des Projekts "Vogelforschung Zuhause" beim NABU Bremen. Im Interview beantwortet er alle Fragen zu den singenden Vögeln und ob sie sich dieses Jahr nicht doch in der Zeit vertan haben.

Herr Scheiba, ist es normal, dass die Vögel schon im Februar beginnen, zu zwitschern?

Ja, das ist normal. Die Gesangsaktivität unserer Vögel steigt Mitte/Ende Februar wieder an, steigert sich über den März und findet seinen Höhepunkt Mitte/Ende April. Sie war über den Winter auch nie ganz weg, zum Beispiel beim Rotkehlchen, die auch dort ihre Reviere mit Gesang verteidigen.

Ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula) steht auf einer Mauer in einem Garten und singt aus voller Kehle.
Rotkehlchen zwitschern selbst im Winter fleißig weiter. Bild: dpa | Wolfram Steinberg

Hängt der Beginn der "Zwitscher-Saison" vom Wetter ab oder fangen die Vögel immer zum gleichen Zeitpunkt im Jahr an?

In der Regel hängt es nicht vom Wetter ab. Nur bei ganz extremen Verhältnissen, wie zum Beispiel Dauerschnee, könnte es sein. Der Wechsel vom Februar zum März markiert aber für Meisen, Rotkelchen und Weitere in der Regel immer den Beginn der intensiven Revier- und Partnersuche. Das hängt meistens nicht vom Wetter, sondern von der Tageszeitlänge ab.

Ein Buntspecht (Dendrocopos major), hier ein Männchen zu erkennen am roten Gefieder am Hinterkopf, hängt an einer Futterstelle für Vögel in einem Garten.
Buntspechte sehen nicht nur auffällig aus. Im Stadtgebiet können Sie auch ihren Gesang hören. Bild: dpa | Patrick Pleul

Welche Vögel können wir Ende Februar schon hören, welche kommen noch?

Gut zu hören in der Stadt sind aktuell beispielsweise Blau- und Kohlmeise, Haussperling, Rotkehlchen und auch Grünfinken und Elstern sowie Spechte wie zum Beispiel der Buntspecht, auch wenn es hier kein schöner Gesang ist. Bald kommen die Amseln, Singdrosseln, Zilpzalp, Buchfinken, der Hausrotschwanz und auch die Mönchsgrasmücke dazu. Ab Mitte März ist dann auch mit den ersten Schwalben zu rechnen. Ab April kommen viele Langstreckenzieher aus Afrika zurück wie Gartenrotschwanz und Kuckuck.

In welchem Zeitraum hört man normalerweise Vögel?

Ganz auf hört es nie. Ab Januar geht es los bei der Blaumeise mit der ersten Steigerung zwischen Februar und März, dann folgt ein weiterer Anstieg und der Höhepunkt Mitte/Ende April. Danach geht es merklich zurück, auch wenn noch einige späte Rückkehrer wie Mauersegler die Vielfalt bereichern. Mit dem Ende der Brutzeit bei den meisten Arten Ende Juli/Anfang August sind kaum mehr Vogelstimmen wahrzunehmen.

Wann genau die verschiedenen Vogelarten zwitschern, verrät die NABU-Vogeluhr – doch nicht alle Vogelarten sind in Bremen gleichermaßen zu finden.

Welche genannten Vögel kommen besonders häufig in Bremen vor? Welche gibt es hier gar nicht oder eher selten?

Alle Vögel kommen in Bremen vor. Relativ selten sind Gartenrotschwanz, Kuckuck und Rauchschwalbe. Einige der noch sehr häufigen Arten haben in den letzten 20 Jahren abnehmende Bestände, wie zum Beispiel der Buchfink, der Star oder Goldammer.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Mittag, 12. März 2025, 11:40 Uhr