Feuerwerk-Werksverkauf startet mit enormem Andrang in Bremerhaven

Party vorm Comet-Werk: So startet der Böller-Verkauf in Bremerhaven

Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Erstmals seit Pandemie-Beginn wird wieder Feuerwerk verkauft. Beim Pyro-Hersteller Comet in Bremerhaven bildeten sich Schlangen. Kritiker warnen vor Schäden für Mensch und Umwelt.

Der bundesweite Verkauf von Silvesterböllern und -raketen ist am Donnerstag gestartet. Beim Pyrotechnikhersteller Comet in Bremerhaven standen Feuerwerk- und Böller-Fans deshalb ab Mitternacht in einer Schlange an – die nach Angaben des Unternehmens bis zu 450 Meter lang war und morgens rund 1.500 Menschen zählte. Erstmals seit zwei Jahren gibt es den dreitägigen Werksverkauf wieder, der um 6 Uhr morgens gestartet ist.

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    Ab heute gibt es Raketen, Böller und Co. zu kaufen. Doch das Abbrennen ist nicht überall erlaubt. Bei Verstößen drohen empfindliche Strafen.

Auch beim Sander-Center in Bremen standen in der Nacht beispielsweise Menschenmassen für den Verkauf ab 0:05 Uhr an. Bis zum Mittag haben dort fast 10.000 Menschen eingekauft, heißt es vom Chef der Verkaufsstelle, Christoph Pawlowski. Demnach werde mehr gekauft, als vor Corona. Auch in der Bremer Waterfront: leere Regale, lange Kassenschlangen und der Eindruck von Filialleiterin Alina Pawlowski, der Verkauf pro Kopf habe zugenommen. Großer Andrang herrschte am Vormittag etwa auch beim Sonderpostengeschäft Thomas Philipps in Bremerhaven.

Menschen mit Einkaufswagen stehen in einer Schlange.
Starke Feuerwerksnachfrage auch bei Thomas Philipps in Bremerhaven. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Zum letzten Werksverkauf bei Comet kamen 2019 an drei Tagen insgesamt 5.000 Kundinnen und Kunden. Nun rechnet das Unternehmen mit einer ähnlichen Größenordnung und zeigt sich mit dem Auftakt zufrieden. Ein Bild, das sich in der Meinungsmelder-Befragung von Radio Bremen nicht bestätigt. Dabei freuten sich aktuell eher weniger Teilnehmer auf das Böllern zu Silvester, viele wünschten sich ein Verbot in Bremen.

Verbände fordern Feuerwerksverbot

Zum Verkaufsstart reisten nun auch Menschen aus Leer, Cloppenburg oder Delmenhorst nach Bremerhaven und transportierten zum Teil stapelweise Kartons auf Rollwagen ab. Manche berichteten von Ausgaben von bis zu 700 Euro. Und das, obwohl das Geld dieses Jahr oft weniger locker sitzt und die Umweltschädlichkeit von Feuerwerk allgemein bekannt ist. Lärmbelästigung, Feinstaub, Müll – nach coronabedingter Ruhe am Himmel und in den Diskussionsforen, nimmt die Debatte nun wieder Fahrt auf. So hat etwa die Deutsche Umwelthilfe einen offenen Brief an Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) geschrieben – dessen Forderung mittlerweile 50.000 Menschen und mehrere große Verbände wie die Bundesärztekammer und die Gewerkschaft der Polizei unterstützten.

Wir möchten die Bundesinnenministerin davon überzeugen, dass es ein dauerhaftes Verbot von privaten Feuerwerken in Deutschland gibt. Denn wir haben nicht nur Menschen und die Umwelt, die darunter leiden, sondern auch Millionen von Haus- und Wildtiere, die jedes Jahr zu Silvester eben ganz massiv geschädigt werden.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe

Kritik kommt auch von der Naturschutzorganisation Nabu oder dem Verein "Grüner Kreis" in Bremerhaven. Eine Entwicklung, der auch Comet Rechnung tragen will. Während diesmal noch vor allem die Bestände aus den vergangenen beiden Jahren verkauft werden, soll das Sortiment künftig "grüner" werden, vereinzelt bereits dieses Jahr: "Wir haben also in verschiedenen Testmärkten schon eine neue Testserie eingesteuert, die nennt sich Silence Line", sagt Comet-Geschäftsführer Richard Eickel. "Das ist eine spezielle Serie, die geräuschreduziert ist und völlig plastikfrei angeboten wird."

Sorge vor vollen Notaufnahmen

Man habe die Corona-Zeit genutzt, um zu prüfen, wie Feuerwerk nachhaltiger werden könne. Etwa durch weniger Verpackung oder eben weniger Plastik. Dass Feinstaub entstehe, sei nicht zu vermeiden, räumt er ein. Umweltverbände sind von diesem neuen Ansatz der Feuerwerksindustrie nicht überzeugt. Das Grundproblem bestehe nach wie vor, sagt etwa Resch. Frühere Knaller hätten auch kein Plastik enthalten und seien ebenfalls nicht umweltschonend gewesen. Er plädiert dafür, Silvester anders als mit Böllern zu feiern. Ausgerechnet in China, dem Mutterland des Feuerwerks, steige man auf Laser- und Lichtshows um.

Neben den Umweltaspekten warnen Kritiker vor einem weiteren Problem: der angespannten Lage in den Krankenhäusern. "Die Statistik besagt, 82 Prozent der Menschen sind zu Silvester alkoholisiert, was ja kein Vorwurf ist, man kann ja durchaus mal ein rauschendes Fest feiern", sagt Resch von der Umwelthilfe. "Aber ausgerechnet in diesem Moment werden dann Feuerwerkskörper, also: Sprengkörper abgeschossen."

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 29. Dezember 2022, 7:40 Uhr