Fragen & Antworten
Kita oder Bäume? Bremerhaven streitet um verwildertes Grundstück
Der Neubau einer Kita in Bremerhaven-Lehe steht erneut auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Anwohner haben gegen diese Pläne protestiert. Das ist der Stand.
Worum geht es in dem Streit?
Ein Investor soll eine Kita mit 120 Plätzen bauen, die Stadt würde das Gebäude dann mieten. Die neue Kita würde eine bestehende Einrichtung in der Nähe ersetzen – und auch erweitern. Die bisherige Kita hat 76 Plätze und muss aus ihrem Gebäude raus, da der Mietvertrag gekündigt wurde.
Der Bremerhavener Sozialdezernent Martin Günthner (SPD) sagt, der Bedarf ist da: "Ich muss als Dezernent für Kinder Kita-Plätze schaffen. Wir haben dort einen Bebauungsplan, der gültig ist, und deswegen können wir dort bauen."
Das Problem: Früher waren auf dem Gelände Kleingärten, inzwischen ist es aber verwildert – mit vielen Bäumen und Brombeersträuchern. Eine Initiative will den Ort genau so verwildert erhalten.
Was will die Initiative "Baumrettung Lehe"?
Man habe nichts gegen Kinder, betont Sprecherin Brigitte Weinhold und argumentiert mit Klima-Aspekten. Dazu gehört, dass der verwilderte kleine Wald eine grüne Insel in der Bebauung sei und vielen Tieren und Pflanzen Schutz biete. Weinhold beschreibt den Ort als Schneise in der ansonsten dichten Bebauung.
Auf der einen Seite haben wir immer das totale Entsetzen, wenn Brasilien den Regenwald abholzt. Und Bäume müssen um Himmels willen gerettet werden und Wälder auf jeden Fall auch. Aber wenn wir uns das hier in der Stadt angucken, habe ich eher den Eindruck, dass das überhaupt nicht interessiert.
Brigitte Weinhold, Sprecherin "Baumrettung Lehe"
Die Initiative betont auch: Man habe der Stadt alternative Standorte vorgeschlagen, das finde aber kein Gehör. Es gebe laut Initiative auch genug Leerstände in Bremerhaven. Auch darauf gehe die Stadt aber nicht ein.
Und was sagt die Stadt?
Sozialdezernent Günthner sagt, einige der vorgeschlagenen Alternativ-Standorte im Vorfeld geprüft und als nicht geeignet verworfen zu haben – unter anderem, weil die Stadt dort kein Baurecht habe. Er merkt weiterhin an: Auch an anderen Standorten müssten Bäume gefällt werden und Anwohner könnten protestieren.
Wir haben auf dem Stadtgebiet, das einfach objektiv räumlich begrenzt ist, die Folge, dass wir natürlich auch Natureingriffe vornehmen müssen.
Martin Günthner, Sozialdezernent (SPD)
In Bremerhaven gab es immer wieder Auseinandersetzungen um Pläne, einzelne Grünlandgebiete oder Wäldchen zu bebauen. Und zum Teil waren die Proteste erfolgreich. Welche waren das?
Zum Beispiel wurden 2018 Pläne im Bereich des großen Grünlandgebiets "Neue Aue" gestoppt. Die Bauvorhaben wurden fallen gelassen. Allerdings soll dort jetzt doch gebaut werden, zumindest am Rand. Dafür gibt es erste politische Beschlüsse. Auch der "Reinkenheider Forst" wird nicht wie einst geplant an einen Investor verkauft und das ehemalige Kleingartengebiet "Ackmann" wird ebenfalls nicht bebaut.
Gerade bei der "Neuen Aue" fühlten sich auch viele Bürger übergangen, ebenso beim "Reinkenheider Forst". Sie wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.
Und auch der Streit um die Kita in der Weichselstraße in Bremerhaven-Lehe wird weitergehen. Die Initiative sammelt gerade Unterschriften für Bürgerbegehren.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 5. Dezember 2024, 12:38 Uhr