Interview
Bremer Messe "Leben und Tod" so groß wie nie zuvor

Bestatter, Hospizvereine, Trauerbegleiter: Die Messe "Leben und Tod" auf der Bürgerweide setzt auf ein breites Angebot zu einem traurigen Thema. Auch Lachen ist erwünscht.
Nicht Menschen, sondern Autos standen zunächst im Fokus Meike Wenglers. Als Angestellte der Messe Bremen kümmerte sie sich vor allem um die "Bremen Classic Motorshow". Doch eines Tages zappte sie daheim auf dem Sofa durchs Fernsehprogramm und landete bei der Kindersendung "Willi wills wissen". Es lief die Folge "Wie ist das mit dem Tod?". "Da hat es dann bei mir "klick" gemacht“, erinnert sich Wengler. Nach vielen Gesprächen mit Freundinnen und Freunden sowie mit Pflegekräften einer Palliativstation entwickelte sie das Konzept für die Messe "Leben und Tod".
Inzwischen gibt es das Format seit 16 Jahren. Erstmals findet die "Leben und Tod" dieses Jahr aber nicht als Eigenveranstaltung der Messe Bremen statt, sondern als private Gastmesse: am Freitag, 17., und Samstag, 18. Mai auf der Bürgerweide. buten un binnen hat mit der Leiterin und Erfinderin der "Leben und Tod" Meike Wengler über die Entwicklung der Messe gesprochen.

Frau Wengler, an wen richtet sich die "Leben und Tod" in erster Linie: an ein Fachpublikum oder an trauernde Angehörige eines Verstorbenen?
Das Besondere an der "Leben und Tod" ist, dass sie sowohl Fachpublikum anspricht, also etwa Menschen, die in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig sind, als auch Betroffene, Angehörige und letztlich alle Bürgerinnen und Bürger. Denn das Einzige, das alle Menschen eint, ist, dass sie alle irgendwann sterben. Genau deshalb spricht die Messe bewusst nicht nur ein Fachpublikum an, sondern alle.
Was hat sich an der "Leben und Tod" in 16 Jahren verändert?
Ich glaube, dass die "Leben und Tod" widerspiegelt, was in der Gesellschaft passiert. Zwar ist das Thema, um das es geht, noch immer das unschönste Thema, das es gibt. Aber es wird nicht mehr so tabuisiert wie noch vor ein paar Jahren. Das beobachten wir auch an uns selbst. In den ersten Jahren waren wir sehr leise. Wenn man unseren Auftritt jetzt sieht, wird man feststellen: Wir sind mutig, dürfen ab und zu auch mal frech sein – weil das Thema insgesamt immer mehr in der Gesellschaft ankommt.
Das schlägt sich auch in der Größe der Messe nieder. Wir hatten noch nie so viele Aussteller wie diesmal: 166. Außerdem machen sich ganz viele junge Menschen auf dem Weg zu uns. Das ist ein neuer Trend. Junge Menschen sagen: Wir möchten uns in diesem Themenfeld bewegen, vielleicht Trauerbegleiter werden. Wir haben auch ganz viele Designerinnen, die sich mit dem Lebensende beschäftigen. Es bricht auf. Es kommen jetzt ganz viele Menschen zu uns, die wir früher nicht hatten, vielleicht auch in Folge der Corona-Pandemie.
Was steckt außer Corona dahinter?
Die Medien haben sicherlich auch viel damit zu tun. Inzwischen gibt es täglich eine Dokumentation oder einen Spielfilm, vielleicht auch einen lustigen Film zu sehen, in dem es ums Sterben geht. Außerdem beobachte ich, dass diejenigen, die beruflich damit zu tun haben, beispielsweise Bestattungsunternehmen oder Hospizvereine, immer mutiger nach außen treten und zeigen: Wir beschäftigen uns mit diesem Thema. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so. Da gab es eine starke Zurückhaltung.
Welche Schwerpunkte setzt die Messe: Geht es mehr um Bestattungen oder um Trauerbegleitung?
Wir heißen nicht umsonst "Leben und Tod". Es steckt ganz viel Leben in dieser Messe. Wenn man sich bewusstmacht, dass man irgendwann sterben wird, dann bekommt das eigene Leben eine ganz andere Tiefe.
Im fachlichen Teil haben wir vor diesem Hintergrund diesmal den Themenschwerpunkt "Vielfalt". Wir öffnen Räume für Menschen, die zu Minderheiten gehören und diskriminiert werden. Im offenen Teil, der Bürgerinnen und Bürger anspricht, bieten wir alles: von Vereinen, von Hospizen bis hin zu den klassischen Bestattungsunternehmen. Wir beschäftigen uns aber auch mit dem, was nach dem Tod eines Menschen passiert: Mit der Trauer, dem Abschiednehmen und dem Umgang mit einem Verlust. Es gibt Live-Musik, es gibt eine Comic-Ausstellung. Es wird wirklich auch viel gelacht auf der "Leben und Tod". Und genau das ist auch unsere Absicht: Wir wollen den Besuchern Mut machen.
Weitere Infos zur Messe „Leben und Tod“ stehen auf dieser Website.
Wie ein Bremer Verein schon 2005 trauernden Kindern half
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. Mai 2025, 19.30 Uhr