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Mehr Lehrkräfte für Bremen? Was der Senat in zwei Jahren erreicht hat

Der Bremer Senat misst Bildung im Koalitionsvertrag einen hohen Stellenwert zu. Doch wie sieht es in der Praxis aus?
Der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern ist in aller Munde. Zwar handelt es sich dabei um ein bundesweites Phänomen. Gleichwohl steht der Lehrkräftemangel in der öffentlichen Wahrnehmung vieler Bremerinnen und Bremer sinnbildlich für eine Bremer Bildungsmisere.
Das schlechte Abschneiden der Bremer Schulen in diversen Ländervergleichen der vergangenen Jahre sowie das geringe Ansehen hiesiger Schulabschlüsse bei zahlreichen potenziellen Arbeitgebern führen viele auch darauf zurück, dass es den Schulen an Personal fehlt, um Kinder und Jugendliche erfolgreich zu unterrichten.
Fragt sich: Was hat der zweite rot-grün-rote Senat bislang unternommen, um hier gegenzusteuern? Und: Wie soll es in den nächsten beiden Jahren weitergehen? Eine Bestandsaufnahme.
Was hat der rot-grün-rote Senat im Koalitionsvertrag für die Schulen im Land versprochen?
Der Senat widmet der schulischen Bildung von Kindern im Koalitionsvertrag rund zehn DIN-A4-Seiten, auf denen er sich unter anderem detailliert zu Plänen zur Sprachförderung, Inklusion und Schulentwicklung äußert. Ganz oben auf der Agenda steht das Thema "Bildungsgerechtigkeit". Dazu schreibt die Koalition in ihrem Vertrag: "Alle Kinder unabhängig von ihrem Elternhaus, Herkunft oder Wohnort müssen die gleichen Chancen haben, ihre Potenziale in der Schule zu entfalten."
Um dieses Ziel zu erreichen, wolle man "den begonnenen Einstieg in die Doppelbesetzung fortführen und massiv zusätzliches Personal einstellen." Auch werde man das Bundesprogramm Startchancen "voll ausnutzen". Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm zur Unterstützung von Schulen mit vielen sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern.
Neues Personal an Schulen der Stadt Bremen
Was hat der Senat in den beiden vergangenen Jahren unternommen, um diese Ziele zu erreichen?
Das Bildungsressort hat nach eigenem Bekunden für die Stadt Bremen in den beiden abgelaufenen Jahren so viel Schulpersonal eingestellt wie nie zuvor: 1.085 Personen (darunter 736 Lehrkräfte) im Jahr 2024 und 812 (darunter 680 Lehrkräfte) im Jahr 2023. Zudem beansprucht das Ressort für sich durch ein vereinfachtes Bewerbungsverfahren "Rekorde" bei der Einstellung von Referendaren verbuchen zu können. Seit August 2023 hätten 1.066 Personen ein Referendariat in Bremen begonnen. Für August dieses Jahres rechne man mit rund 220 bis 240 neuen Referendaren.
Auch bemüht sich der Senat mit dem seit März 2023 angebotenen Programm "Back to school?!", Quereinsteiger als Lehrkräfte zu gewinnen. "Im Dezember 2024 konnten die ersten 48 Teilnehmenden die Lehrbefähigung erfolgreich erwerben, und weitere 32 Personen werden voraussichtlich im Juni 2025 folgen", teilt das Ressort dazu mit.
Das Bildungsressort gibt außerdem an, dass Bremen im Jahr 2024 das einzige Bundesland gewesen sei, welches Geld aus dem Startchancen-Programm des Bundes abgerufen habe: "Unsere Schulen sind seitdem dabei, das Programm mit Leben zu füllen: Es werden Kinder in ihren Basiskompetenzen Lesen und Rechnen gestärkt, für 300 Kinder läuft gerade ein Kunstprojekt in Kooperation mit der Kunsthalle, es wird mehr Personal für multiprofessionelle Teams eingesetzt."
Wie gut sind Bremens Schulen aktuell mit Lehrkräften besetzt, und wie soll es weitergehen?
Es herrscht weiter Lehrermangel im Land Bremen. Das betrifft Bremerhaven noch stärker als die Stadt Bremen. So waren zu Beginn des laufenden Schuljahrs 126 Lehrerstellen in Bremerhaven unbesetzt und 75 in Bremen. Das geht aus einem Bericht des Senats vom Februar hervor.
Zur Besetzung mit Lehrkräften im nächsten Jahr möchte das Bildungsressort keine Prognose abgeben. Ressort-Sprecherin Patricia Brandt teilt mit: "Wir stellen noch bis weit in die Sommerferien hinein ein, um so viele Stellen wie möglich besetzen zu können. Da viele Referendare jetzt noch gar keine Prüfungen hatten, kommen viele Bewerbungen erst in den Monaten Mai, Juni, Juli." Auch ändere sich die Situation laufend, etwa durch Schwangerschaften, Langzeiterkrankungen oder Kündigungen. Es werde immer auch unbesetzte Stellen geben. Besser als an der Zahl der Stellen lasse sich anhand der prozentualen Unterrichtsversorgung ablesen, welche Schulen besser oder schlechter versorgt sind.
Das Ressort räumt an dieser Stelle ein: "Schwierig bleibt die Sicherung der Unterrichtsversorgung in den Randbezirken wie Bremen-Nord und in Schulen mit höheren Sozialstufen." Das betreffe insbesondere die Inklusionspädagogik. Derzeit arbeite man an einer neuen Qualifizierungsmaßnahme für Inklusionsfachkräfte in multiprofessionellen Teams, die insbesondere den Bremer Norden entlasten soll. "Ende Mai können wir dazu Konkreteres sagen", verspricht das Ressort.
Wie verhindern wir den Bildungs-Kollaps, Herr Kaschub?
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. April 2025, 19:30 Uhr