Gärtnern wegen Corona? Tipps für Einsteiger – auch für Bremens Balkone
In Corona-Zeiten erlebt Gartenarbeit einen Boom. Eine Bremer Garten-Bloggerin gibt Tipps für Anfänger – für den eigenen Garten, den Balkon und die Fensterbank.
Zu Coronazeiten haben viele Bremer erstmal ihre Wohnung hübsch gemacht, dann vielleicht den Balkon geschrubbt. Ein Besuch beim Baumarkt oder Gartencenter war ein beliebtes Ausflugsziel in den vergangenen Monaten. Wer jetzt noch ein kleines Stück Land wie den eigenen Garten oder eine Parzelle besitzt, der hat vielleicht das erste Mal selbst Gemüse, Beeren oder Obst angebaut. Oder? Wer jetzt Lust bekommen hat, selbst zu gärtnern, findet hier ein paar wichtige Tipps – die auch auf dem Balkon funktionieren.
1 Pflanzen, was man wirklich liebt
Ein einfacher, aber wichtiger Tipp ist: Klein anfangen. Wer Anfang März oder April alles auf einmal gepflanzt hat, der kann sich schnell überfordern. "Irgendwas wächst immer, nur ist es manchmal nicht das, was man ausgesät hat oder was man sich wünscht", sagt Melanie Öhlenbach, Pflanzenexpertin und Balkongärtnerin. Sie rät: Am Anfang braucht man Geduld. Und: Nach der ersten Niederlage sollte man sich nicht niederreißen lassen. Es hilft schon sich zu überlegen, was man gerne essen möchte oder welche Zierpflanzen man wirklich liebt, dann hält man einfacher durch und kümmert sich gerne um die Pflanzen.
2 Kräuter ja – aber nicht aus dem Supermarkt
Für Anfänger empfiehlt Bremen Eins-Gartenexpertin Öhlenbach Kräuter. "Kräuter wie Schnittlauch oder Petersilie gehen immer und sind pflegeleicht. Sie funktionieren auf der Fensterbank, auf dem Balkon oder im Garten." Öhlenbach rät von Supermarktkräutern ab. Supermarktware soll schnell gegessen werden und ist im Topf nicht lange glücklich. Hier empfiehlt Öhlenbach den Wochenmarkt, Gärtnereien oder den Fachmann: "Ich würde zu den Profis gehen, nicht in den Bau- oder Supermarkt", sagt Öhlenbach. Das kann natürlich etwas teurer sein. "Das ist es mir aber wert und besser, als dann hinterher traurig zu sein und zu merken, dass die Pflanzen oder Kräuter nichts geworden sind."
Im Baumarkt stehen die Pflanzen oft unter künstlichem Licht. "Wenn die dann rauskommen auf den Balkon oder Garten, dann sind die Jungpflanzen von der Sonne und dem Wind ziemlich gestresst" –und gehen schneller ein.
3 Saisonales Pflanzen
Vor dem Anpflanzen jeder neuen Zier- oder Nutzpflanze sollte der Standort geprüft werden. Die Pflanzen müssen zum Standort passen und sich wohl fühlen. "Tomaten beispielsweise sind im Schatten grundsätzlich unglücklich und meckern und blühen kaum." Wenn man nicht weiß, ob der Garten oder Balkon besser für Sonnenpflanzen oder Schattengewächse geeignet ist: "Einfach mal die Sonne beobachten, wo ist sie morgens, mittags oder abends?" Morgensonne ist einfacher für Anfänger, sagt Öhlenbach: "Weil die Pflanzen mit der Sonne aufstehen können. Nachmittagssonne ist relativ schwierig, weil sie ziemlich heiß sein kann."
Für Balkongärtnerin Öhlenbach ist die Gartensaison noch lange nicht beendet. Eine einfache Pflanze, die man jetzt noch säen könne, ist Mangold: "Der sieht mit seinen bunten Stilen in rot, gelb, orange oder pink auch echt hübsch aus." Oder Salat: "Bei Salaten eignen sich Jungpflanzen gut, die sind vorgezogen und brauchen nicht ganz so viel Pflege."
4 Düngen
Salate und grüne Pflanzen sind unkomplizierter als blühende oder früchtetragende Pflanzen. Es wird zwischen schwach-, mittel- oder starkzehrenden Pflanzen unterschieden. "Die Starkzehrer wie Zucchini, Gurke oder Tomate haben mehr Hunger und brauchen auch mal Dünger. Die schwachzehrenden wie Salat, Spinat oder Kräuter brauchen kaum Dünger." Als Faustregel gilt: "Blühende Pflanzen brauchen tendenziell mehr Dünger als grüne Pflanzen, weil sie Kraft für die Blüte brauchen und das ist ganz schön anstrengend."
5 Für Bienen und Insektenfreunde
Für Bienen und Insekten empfiehlt Melanie Öhlenbach alles mit einer Blüte. Aber: "Es heißt noch lange nicht, dass bloß weil etwas blüht, es auch insektenfreundlich ist. Die Blüte sollte einfach sein." Manche Blüten sind so gezüchtet, dass sie viele üppige und schöne Blütenblätter haben, aber wenig Nektar oder Pollen. Für Bienen bieten solche Blüten kaum Nahrung, so die Hobbygärtnerin. "Besser sind Ringelblumen, Kornblumen, Mohn und Wucherblumen. Bei Sonnenblumen freuen sich sogar die Vögel im Herbst noch etwas."
6 Schädlinge richtig bekämpfen
"Gift hat im Garten, auf dem Balkon oder auf der Fensterbank überhaupt nichts zu suchen – schon gar nicht, wenn man seine Früchte noch essen möchte", sagt Bloggerin Öhlenbach, die seit rund sechs Jahren über ihren Balkongarten schreibt. Gift schädigt nicht nur die nervenden Tierchen wie Blattläuse, sondern auch die guten wie den Marienkäfer oder die Florfliegenlarve. "Wer Gift einsetzt, der greift in natürliche Abläufe ein und muss dann immer wieder Gift einsetzen", sagt Öhlenbach und rät: Die Pflanzen genau beobachten und überlegen, welche Nützlinge die Schädlinge bekämpfen können. Marienkäfer fressen zum Beispiel Blattläuse. Die Schmetterlingsraupe könne man einfach vom Kohlrabi wegsammeln. "Am besten funktioniert der natürliche Kreislauf der Natur, den muss man am Laufen halten."
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 3. Juli 2020, 11:15 Uhr