Hintergrund
Blick in die Geschichte: Wie der Freimarkt seine Besucher verzaubert
Er steht für kleine Alltagsfluchten und leuchtende Kinderaugen: Was die Faszination des Bremer Rummels ausmacht, wie alles begann und was in diesem Jahr neu ist.
Der Roland wird in diesem Jahr erstmals zum Leben erweckt und das sogar zweimal: Ein Schauspieler und ein Kind mimen das Bremer Wahrzeichen, das sonst still auf dem Marktplatz steht. Dazu sind der "große" und der "kleine" Roland zur Eröffnung am Freitag auf den Marktplatz geritten.
Als neuer Markenbotschafter für das Volksfest wurde ein Schauspieler ausgewählt, der den Roland darstellt, erklärt Nadja Niestädt von der Arbeitsgemeinschaft Bremer Märkte. "Nach Ailton und der Miss Freimarkt suchten wir nach einem neuen Botschafter, gerade weil der 1000. Freimarkt in ein paar Jahren ansteht", sagt Niestädt. Der "kleine Roland" ist eine Aktion des "Weser-Kuriers", die es bereits in den 1950er-Jahren gab. Dafür konnten sich Bremer Schüler bei der Zeitung bewerben.
Historischer Streifzug über den Freimarkt in Bildern
Freimarkt war zuerst ein reiner Warenmarkt, kein Freizeitspaß
Die Wurzeln des ältesten deutschen Volksfestes reichen fast 1000 Jahre zurück: Genau am 16. Oktober des Jahres 1035 verlieh Kaiser Konrad II. dem Bremischen Erzbischof Bezelin die "Jahrmarkt-Gerechtigkeit". Damit durfte die Stadt zweimal jährlich Markt abhalten: Ohne jede Beschränkung konnten die Krämer und Wandersleute nun ihre Waren verkaufen. An diese neu gewonnene Unabhängigkeit erinnert noch heute der Name "Freimarkt".
Das gewohnte Bild aus Buden, Zelten und Fahrgeschäften ist jedoch eine relativ junge Erscheinung: Fast 800 Jahre lang war der Freimarkt ein reiner Warenmarkt. Er bestand ausschließlich aus Gauklern und Händlern, die ihre Waren anboten. Erst 1809 erschien der erste Schausteller mit einem Karussell, das von Hand angetrieben wurde. Später wurden Pferde und Dampf als Antrieb genutzt, bevor elektrischer Strom zum Einsatz kam.
Keine Hausaufgaben in der fünften Jahreszeit
Besonders bei Jugendlichen war der Rummel immer beliebt, denn während der gesamten Freimarktzeit fiel der Nachmittagsunterricht in allen Schulen komplett aus. Dieser Brauch wurde zwar 1875 abgeschafft, aber lange blieb es in Bremen wenigstens noch bei der Übereinkunft, während des Jahrmarkts keine Hausaufgaben aufzugeben. Damals zogen die Schülerinnen und Schüler für ihren Freimarktbummel noch zur Liebfrauenkirche. Erst später wurde der Vergnügungsbereich zum Marktplatz hin erweitert. Auf der Bürgerweide gastieren die Schausteller erst seit 1934, nachdem der Freimarkt im Ersten Weltkrieg in die Neustadt ausgelagert worden war.
Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde das Volksfest nur noch einmal zugelassen – als Budenstadt auf dem Domshof. Erst nach dem Krieg luden die Marktbezieher wieder zum "friedensmäßigen" Freimarkt ein. Mittlerweile zählt der Freimarkt zu den beliebtesten und modernsten Volksfesten in Deutschland.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Oktober 2024, 19:30 Uhr