Bremens Ex-Feuerwehrchef: "Habe die Dimension nicht erkannt"

Bild: Radio Bremen
  • Ehemaliger Amtsleiter äußert sich zu Feuerwehr-Skandal.
  • Bericht über Rassismus und Sexismus in Bürgerschaft vorgelegt.
  • Knorr: "Es muss sich etwas in den Köpfen ändern".

Der ehemalige Leiter der Bremer Feuerwehr, Karl-Heinz Knorr, hat sich erschüttert über die Ergebnisse des Sonderberichts zum Rassismus-Skandal in der Behörde gezeigt. "Seit ich diesen Bericht gelesen habe, treibt mich die Frage immer wieder um, wie das passieren konnte, ohne dass ich davon Kenntnis bekam", sagte er buten un binnen.

Sexismus, Rassismus, Führungsversagen: Die Vorwürfe wiegen schwer

In dem am Donnerstag in der Innendeputation der Bremischen Bürgerschaft vorgestellten Bericht war von schwerwiegenden Probleme mit Sexismus, Rassismus, Mobbing, Schwulenfeindlichkeit und Führungsversagen die Rede. Knorr hatte die Behörde seit 1996 geleitet und soll künftig das neu geschaffene Amt des Katastrophenschutzbeautragten in Bremen übernehmen.

Ich muss auch selbstkritisch einräumen, dass man den einen oder anderen Vorfall, wenn er einem jetzt wieder begegnen würde, anders behandeln würde – mit dem Anspruch, besser damit umzugehen.

Karl-Heinz Knorr, ehemaliger Leiter der Bremer Feuerwehr

Es sei für ihn "nie erkennbar" gewesen, dass es diese strukturellen Probleme "in dieser Schwere" gegeben habe. Einzelfälle habe es immer gegeben. "Bei 600 Mitarbeiterinnen in 20 Jahren gibt es natürlich berechtigte Beschwerden", sagte Knorr. Es sei aber immer die Frage, ob es sich um Einzelfälle oder generelle Probleme handele. Er habe die Dimension nicht erkannt. Er sei immer mit Führungs- und Einsatzkräften im Dialog gewesen. "Dieses manifeste Prinzip, wie es jetzt geschildert wird, hat sich mir nicht gezeigt", sagte Knorr.

Um die Probleme anzugehen, reichten Verbote jetzt nicht aus, sagte Knorr. "Es muss sich etwas in den Köpfen ändern". Er wünsche sich mehr Sensibilität für Sexismus und Homophobie. "Ich glaube, dass es da wenig Sensorik gibt", sagte Knorr.

Sonderermittlerin sieht eklatante Führungsmängel

Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) macht in der Innendeputation deutlich, dass er in der Berufsfeuerwehr weder rechtsextremistische Strukturen noch rechtsradikale Netzwerke sieht. Allerdings zeige der Bericht eine Reihe von Problemen auf, die dringend verändert und angegangen werden müssten.

Die ehemalige Präsidentin des Oberlandesgerichtes, Karen Buse, hatte der Bremer Feuerwehr als Sonderermittlerin rückblickend eklatante Führungsmängel attestiert. Die männliche, hierarchische, traditionsverbundene und veränderungsresistente Organisationskultur erschwere die Integration von Personen mit abweichenden Merkmalen wie Frauen, Migranten und Homosexuelle, bilanzierte sie in ihrem Anfang Juni vorgelegten 42-seitigen Abschlussbericht.

Sonderermittlerin fordert neue Führungsstruktur in Bremer Feuerwehr

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 1. Juli 2021, 19:30 Uhr

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